21-05-2018 Sechs und Verkehr

Die Nacht in Park war angenehm und nach etwas Süßem und einer Erdbeermilch im Lawson als Frühstück ging es auch schon zu Tempel 54. T55, T56 und T57 folgten - alle im Stadtgebiet von Imabari City. Unterwegs kam mir ein holländischer Henro entgegen und als ich ihm sagte, dass er in wenigen Minuten Kelly treffen würde, eine Landsmännin, fragte er nur „Kelly? Blond und rennt wie der Teufel?“ Es stellte sich heraus, dass Eric vor 2 Jahren einige Tage zusammen mit Kelly unterwegs war - die Welt ist ein Dorf. Eric macht auch seinen zweiten Shikoku - allerdings diesmal mit Zug, Bus, Taxi und wenig laufen. 

T58 lag dann etwas außerhalb, auf einem höheren Berg den es zu erklimmen galt, mit wunderbarer Aussicht zurück auf die Stadt und den Pazifik. Der Wind hatte heute nachgelassen, weil wir uns wieder von der Küste entfernten, so war es meist drückend heiß. Nach einem ziemlich steilen Abstieg durch den Wald (ich weiß, warum die meisten Japaner den Shikoku mit dem Bus machen - das ist echt nix für Spaziergänger) ging es wieder in die Randbezirke von Imabari und nach 5,5 KM (mit einigen Eis-Stops) erreichten wir dann T59, den 6. und letzten Tempel für heute. 

Als Übernachtungsziel hatten wir einen knapp 5 KM entfernten „michi-no-eki“ ausgemacht, ein Restaurant auf einem Rastplatz an einer 4-spurigen Straße. Dort gab es überdachte Rastplätze und einen feinen kleinen Grünstreifen - genau richtig für unsere zwei Zelte.

Mein Zelt steht jetzt also 8 Meter links von der viel befahrenen Straße und 20 Meter rechts vom Bahngleis. Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich in meinem Alter in einer Nacht nochmal soviel Verkehr haben werde!

22-05-2018 2.500 Höhenmeter

ok - das war wirklich keine angenehme Nacht. Also nix wie los und nach einer kurzen Einkehr bei Lawson ging es auf der Straße Richtung T60. Tempel 60 liegt auf über 800 Metern, somit war es eine schweißtreibende Angelegenheit dort hinauf kommen. Die letzten  2,4 km ging es auf Holz-/Steinstufen und steilen Waldwegen immer weiter bergauf. Der Tempel liegt traumhaft und man hat von der einen Seite eine tolle Sicht auf Saijō und von der anderen Seite auf die benachbarten bewaldeten Berge. Der Abstieg war ebenfalls steil und ging ganz schön in die Beine. Erneut änderten wir unseren ursprünglichen Plan vor T61 zu campen und absolvierten gleich noch T61 bis T63. 

T62 wurde aus der offiziellen Gemeinschaft der 88 Tempel ausgeschlossen, weil verschiedene Auflagen nicht erfüllt wurden und so gibt es jetzt auf dem Parkplatz von T61 einen „Ausweichtempel“ in Form eines großen Baucontainers - irgendwie unwirklich, aber dafür sieht ja T61 von außen auch eher aus wie ein Opernhaus oder ein Eisstadion!

Wir hatten den perfekten Campspot im ruhigen, grasigen Park unweit T63, wo ich einiges an Schlaf nachholen konnte. Morgen soll es so ziemlich den ganzen Tag regnen, deshalb haben wir im 18km entfernten Henrohaus reserviert - Dusche und Wäsche nach 3 Nächten im Zelt!

 

23-05-2018 easy day in the rain

Welch ein Unterschied zur Nacht an der Schnellstraße - habe tief geschlafen und Kraft getankt. Um 4:15 Uhr hörte ich die ersten Regentropfen auf meinem Zelt, egal, hab ich mir gedacht - stehst du halt eine Stunde früher auf - besser als später ein nasses Zelt zu packen. 

Natürlich fing es dann erst um 6:30 Uhr an richtig zu regnen, aber waren wir schon fast bei Tempel 64. Um 7:00 Uhr bekamen wir im Tempel-Office die ersten Stempel des Tages und machten uns auf den Weg zu unserer Unterkunft. Da wir nur noch knapp 18km zu gehen hatten, konnten wir uns Zeit lassen. Wir saßen den Regen in diversen Lawson-Kombini aus und erreichten unser Ziel schon um 12:30 Uhr. Kelly kann scheinbar nur eine Geschwindigkeit - Vollgas!

Nun galt es noch 3 Stunden zu vertrödeln, bevor wir im Henrohouse einchecken konnten - aber das war hier in Niihama kein Problem, Fresstempel und Kombini en masse! Wir checkten gegen 16:00 Uhr im Henrohouse Yokoya ein und eine sehr nette Gastgeberin begrüßte uns. Es gab 3 Zimmer - 2 im japanischen Stil uns eines mit 2 Betten, Kelly überließ mir großzügigerweise das Zimmer mit den Betten. Nach einer Dusche und einem japanischen Bad mit 42 Grad saßen wir mit unserer Gastgeberin noch lange zusammen und tauschten auch Erinnerungen über den Camino Frances aus, den sie wie ich 2014 gegangen ist. Kelly bekam ein leckeres japanisches Abendessen serviert undich erfreute mit an Spagetti aus dem Kombini. Ein perfekter Ausklang eines ruhigen aber regnerischen Tages.

 

Über den Kloschlüsselrand geblickt:

Oh mein Gott, ich werde wohl nie mehr einen Song der Rockband TOTO wie Z.B. „ Rosanna“ oder „Africa“ hören können ohne an eine Toilette denken zu müssen! Sehr viele Toiletten in Japan sind vom Hersteller TOTO - und egal ob du sitzt oder stehst oder dir Hände wäschst - du hast immer das TOTO-Logo vor Augen. 

Das sieht dem Bandlogo ziemlich ähnlich. Ich weiß jetzt nicht wer hier beim Design vom wem abgekupfert oder -porzellanisiert hat oder ob der Toilettenhersteller die Musik der US-Band irgendwie nicht so prickelnd fand ... vielleicht kann ich es herausfinden - bleiben Sie dran! Und wenn nicht - scheiss drauf! Sayonara.

24-05-2018 Kombini-Tour

Nach einem Frühstück mit frisch gebackenem Brot starteten wir um 6:45 Uhr in unseren Wandertag - heute ging es 26 km immer an Straßen entlang bis nach Mishima. Das spektakulärste daran war, dass die Straße parallel zu einer tektonischen Verwerfung verlief, man wanderte quasi immer entlang einer bis zu 1.000 Meter hohen grünen Bergkette. Über diese Bergkette müssen wir dann morgen … Dafür gab es an der Hauptstraße zahlreiche Kombinis - was die Hitze dann auch etwas erträglicher machte. Eiscreme und kalte Getränke - alle halbe Stunde!

Wir erreichten Mishima bereits kurz nach Mittag und campten nach einer Siesta im schönen, auf einem Hügel gelegenen Mishima Park auf einem Kinderspielplatz, da es wenig Sinn machte, T65 oder gar T66 noch anzugehen, da es keine vernünftigen Zeltplätze auf dieser “Bergetappe” gibt. Einkaufsmöglichkeiten übrigens auch nicht, deshalb mussten wir uns mit Proviant für 2 Tage eindecken.