Tag 119

Heute konnten wir uns nur schwer von den bequemen Motelbetten trennen, also starteten wir erst nach 8:00 Uhr in Richtung der "Bridge of the Gods". Ein kurzer Fussmarsch und schon waren wir in Washington. "2 states down, 1 to go“. Es erwartete uns ein netter kleiner Anstieg zurück auf 3.300 ft. Auf halber Höhe trafen wir Mama Lion und Sohn Emerson wieder und liefen mit Ihnen zusammen bis zur Campsite bei Meile 2165. Unterwegs trafen wir noch Trailangel Donna Sauffley, die Besitzerin von Hiker Heaven (Meile 445), die die letzten 700 Meilen ihres Truhikes absolviert, den sie vor 9 Jahren gestartet hat. Weil sie sich ja während der Hikerseason fleissig um alle Hiker kümmert, kann sie jedes Jahr nur einen Teil des PCT selbst machen. Der Fluch der guten Tat.

Heute war es kühl und wolkig, und jetzt, um 19:30 Uhr, regnet es sogar ein wenig. Die Wettervorhersage meldet 50% Regenwahrscheinlichkeit für die nächsten 2-3 Tage.

Tag 120

Jetzt hat es uns also erwischt – es hat die ganze Nacht geregnet – und den ganzen heutigen Tag. Jetzt sind wir „wirklich“ durch den Regenwald gelaufen. Heute ging es insgesamt fast 6.000 ft hoch, aber Aussicht gab es keine, wir liefen quasi in den Regenwolken. Trotzdem – oder vielleicht genau deswegen – haben wir insgesamt 26,8 Meilen gemacht … komplett in nassen Socken und Schuhen, bäh!

Ich hoffe, der Regen verzieht über Nacht und unser Zeug bekommt morgen eine Chance zu trocknen … SO macht das keinen Spaß, auch wenn wir nicht zum Vergnügen hier sind.

Tag 121

Es hat die halbe Nacht geregnet und bei dieser Luftfeuchtigkeit war alles in Zelt feucht und klamm am Morgen. Gott sei Dank hat beim Aufstehen nicht mehr geregnet. Also das nasse Zelt gepackt, die nassen Socken und Schuhe wieder angezogen und losmaschiert. Heute war die Sicht besser und um 10:30 Uhr fanden wir sogar ein sonniges Plätzchen um unsere nassen Sachen auszubreiten und zu trocknen. 

Um 16:00 Uhr fing es dann wieder leicht an zu tröpfeln und ich hatte schon Visionen vom erneuten Zeltaufbau bei Regen … Aber es kam dann doch anders – und besser: In der Nähe einer kleinen Straße erwartete uns Daryl mit Trailmagic! Er campt hier übers Wochenende mit seiner Frau und bereitet Truhikern eine kleine Freude mit Soda, Obst und Snacks – das kam unerwartet! Trailangel sind toll - Darly sagte, er hatte die Wahl 200 Dollar für 2 Nächte im Motel auszugeben oder zu zelten und diese 200 Bucks in Lebensmittel für Thruhiker zu investieren .... Sogar der Regen war begeistert und verzog sich – und nach einem netten, fast eine Stunde dauernden Plausch zogen wir weiter zu unserem Nachtlager bei Meile 2216. 

Hoffentlich verbringen wir diese Nacht im Trockenen …. und heute träume ich hundertprozentig von Pilzschnitzel … hier wachsen riesige Pilze direkt am Weg, die springen dich quasi an!

Tag 122

6:30 Uhr Abmarsch. Na also Washington, geht doch – kein Regen, blauer Himmel, jetzt noch ein paar Grad draufpacken und wir werden richtig dicke Freunde!

2 Stunden laufen wir durch tiefsten Wald, ich wünschte der grüne Tunnel hat bald mal ein Ende … da draußen scheint irgendwo sogar die Sonne!

10:30 Uhr Trailmagic und Trocknung
Nahe einer Forststrasse stehen 2 große verschließbare Regentonnen am Trail – für PCT-Hiker. Eine enthält noch 2 Flaschen „Starbucks Frapuccino“ und die andere ist für Abfall. Als PCT Hiker freust du dich wahnsinnig über einen Mülleimer – wegen der wilden Tiere stehen auf dem Trail nämlich nirgendwo Mülleimer! Und jeden Tag auf dem Trail wird dein Foodbag leichter und der Trashbag voller und schwerer. Also Müll ausgeleert und einen kalten Kaffee für Shiloh und mich mitgenommen und ein paar Meter an der Straße dann wieder Zelt und Schlafsack in der Sonne getrocknet.

13:30 Uhr Mittagessen
Be careful what you wish for – pass auf, was du dir wünschst. Kaum heraus aus dem Wald, fängt es an zu tröpfeln – und als wir Mount Adams höhenmässig langsam auf die Pelle rücken, regnet es stärker, es graupelt und hagelt. Die Schuhe und Socken sind ruck zuck wieder klitschnass. Das komische ist, nach einer halben Stunde beginnst du zu glauben, dass das Wasser in den Schuhen wärmer wird. Aber wahrscheinlich ist das Quatsch und die Temperatur deiner Füße passt sich einfach der des kalten Wassers an. Aber dann tappst du erneut in eine große Pfütze und du weißt – das Wasser in den Schuhen war doch wärmer!

Washington – so werden wir keine Freunde.

16:30 Uhr Regen-Ende
Immerhin, es hat aufgehört zu regnen. Mount Adams ist immer noch nur halb zu sehen, aber in Richtung Norden zeigt sich ein schmaler Streifen blauen Himmels. Ein kleiner Ausblick auf die Landschaft, die uns in den nächsten Tagen und Wochen erwartet … nicht schlecht Washington, aber so leicht kriegst du mich nicht. Try harder!

17:30 Uhr Campspot am Wasserfall
Genialer Zeltplatz an einem kleinen Wasserfall (Meile 2241,6), Einladung auf ein warmes Essen von benachbarten Wochenendhikern bei Lagerfeuerschein (Danke Johnny) und die Aussicht auf eine regenfreie Nacht … das hatte was! 

21:00 Uhr Schlafenszeit
Zurück vom Lagerfeuer mit warmen Essen (!!) bei Johnny und Salome und 3 Freunden aus Portland (alle Ende 20), die seit Jahren ein paar mal im Jahr übers Wochenende zelten gehen – das war eine richtig nette Runde, thank you!!

Schlussendlich hatte uns ein entgegenkommender Hiker noch von Trailmagic bei Meile 2250,5 erzählt, heute Abend und morgen Früh würde da für Truhiker aufgekocht werden …. Pancakes, Eier, Brownies … angeblich bis mindestens 10:00 Uhr … schau’mer mal.