5:50 Uhr geht es mit dem Hop-on-Hop-off Bus zum Sunrise Point - zusammen mit 200 anderen Frühaufstehern warte ich dann auf den Sonnenaufgang - und der ist leider nicht so spektakulär wie der Sonnenuntergang am Vortag.

Der Fahrer bringt uns anschließend zum Mala Carpark, an dem sich die einzige Möglichkeit befindet, den Uluru zu besteigen. Es ist ein steiler Abschnitt auf blankem Felsen, der nach hundert Metern durch eine Eisenkette gesichert ist. Man läuft als eine 26 - 45 Grad Steigung hinauf, manche bewegen sich sogar auf allen Vieren. Ich habe ja auch schon einiges erlebt, aber mir war es auch etwas mulmig - vor allem, wenn ich da an den steilen Abstieg dachte .... “Wenn ihr den Aufstieg machen wollt, macht ihn jetzt”, hatte der Busfahrer gesagt, “bei diesem Wind werden die Ranger den Weg nachher sperren”. Und er hatte recht - der Wind war so extrem, dass es einem den Atem verschlug, alle Kletterer bewegten sich langsam und eng an den Fels gedrückt nach oben - bis zu einer flachen Stelle, an der die Eisenkette endet. Hier müsste man sich entscheiden, war es genug - oder wollte man ungesichert bis zum Gipfel?

Der ganze rote Felsen ist “arschglatt”, es liegt dort kein Geröll, fast alle Kanten sind rund. Bei oder nach Regen ist der Aufstieg auch verboten. Ich ging also weiter, den weißen Bodenmarkierungen folgend, manchmal die Füße seitlich nutzend die steilen  Felswände hinauf ... so was hatte ich noch nie erlebt. Aber der Ausblick war überwältigend. 

Die Aborigines selbst besteigen den Uluru nicht - und sie möchten auch nicht, dass es Touristen tun, aber momentan ist es noch nicht verboten. Ab dem 26. Oktober 2019 hingegen wird es gesetzlich verboten sein, den Uluru zu besteigen. Dann wird auch die Eisenkette und ihre Halterungen entfernt, und der Fels hat seine Ruhe. 

Bei mir war die Neugier größer als der Respekt vor der Kultur der Aborigines - das gebe ich offen zu. Ich hoffe ich habe durch meine Pilgerreisen auf dem Jakobsweg und dem Shikoku genug Karmapunkte gesammelt und die entsprechenden Stellen werden sich religionsübergreifend einig und verrechnen das!

Die höchste Stelle des Uluru ist lediglich 348 Meter über dem Boden - aber dennoch ist es ein erhebendes Gefühl seinen Blick von dort oben umherschweifen zu lassen. Über den riesigen roten Körper dieses schlafenden Felskolosses.

Der Abstieg hatte es dann wieder in sich - die Parkranger hatten wegen des Sturmes den Aufstieg wirklich geschlossen gehabt, und erst ab 11 Uhr dürfen wieder Besucher auf den Berg. Also kam mir eine Unmenge an “der Eisenkette hangelnden” Touris entgegen, während ich versuchte unfallfrei den steilen Abstieg zu überstehen - auf der anderen Seite der Kette. Ich war wirklich  froh, dass das Profil meiner Merrell Hiking Schuhe nur 200 km des Bibbulmun Tracks absolviert hatten und nicht die ganzen 1000. 

Kaum zu glauben, da kamen mir Eltern mit ihren 3-jährigen weinenden  Kindern entgegen, die sie irgendwie am Körper trugen ... kein Wunder, dass schon 39 Menschen an diesem. Berg gestorben sind. 

Und auch hier am Aufstieg zum Uluru betrug die Quote der asiatischen Touristen bestimmt wieder 50%. 

Wieder am Boden lieg ich einen 3 km Trail zum Culture Center, von dem aus ich dann wieder den Bus zurück zum Resort nahm. Am. Nachmittag relaxte ich dann ein bisschen am Pool und gedachte meinen hart arbeitenden Arbeitskollegen in Hopfen am See - ich könnte mir einen Besuch beim Chinesen .... dem “Ayers Wok” ????

Insgesamt gesehen lohnt sich so ein Ausflug zum Uluru schon, man könnte in der Gegend auch noch andere Felsformationen und Sehenswürdigkeiten besuchen - die Olgas oder den Kings Canyon, aber es ist alles in allem nicht ganz günstig. Wenn man nicht selbst mit dem Auto anreist (450 km nach Alice Springs) ist man auf den Bus und organisierte Touren angewiesen, eine einzelne Fahrt vom Resort zum Felsen und zurück liegt bei 49 AUD ... Die verschiedenen Unterkünfte sind auch hochpreisig, von den Bars und den Geschäften will ich gar nicht sprechen. Aber das ist halt das “Alleinstellungsmerkmal” des Uluru .... toll und weit weg von der Zivilisation.

https://www.nzz.ch/panorama/nix-mehr-mit-kraxeln-am-uluru-ld.1325456