11-05-2018 2.000 Höhenmeter

Im benachbarten Hafen ging es zeitig zur Sache und so war ich bereits um 6:15 Uhr auf dem Weg Richtung T39, den ich übermorgen erreichen werde. Dies würde kein leichter und abwechslungsreicher Tag werden, es galt zuerst aus der Stadt raus zu kommen und dann einer Nebenstraße ca. 13km zu folgen, die über den „Mount Imanoyama“ führte. Kurz gesagt: knapp 800 Höhenmeter rauf auf 9km Strecke und anschließend wieder runter, auf 4 km Strecke - besonders am Abstieg erfreuten sich meine Zehen!

Es war sehr heiss und weil diese Route nicht viel begangen wird - viele Pilger nehmen den gleichen Weg zurück, den sie hin zu Tempel 38 genommen hatten - war es monoton, heiss und schweißtreibend. In der Ebene angekommen traf ich einige Kilometer vor dem ausgemachten Campspot Kelly in einem Café sitzen und ich gönnte mir auch so ein Gebräu. Schnell noch etwas Sushi und Erdbeermilch im benachbarten Laden gekauft - und schon ging es dem Etappenziel entgegen. Heute campen wir im „Damside Park“ kurz vor Hirata (gelaufen: 38 km). Ein perfekter Platz, um nochmals das Zelt aufzuschlagen, in den nächsten Tagen ist wieder Regen angesagt - wir haben vorsorglich schon mal in zwei Lodges reserviert. 

12-05-2018 Wonderful blue eyes

Eine grillendurchzirpte Nacht fand ein frühes Ende und um 6:15 Uhr war ich auf dem Weg zu Tempel 39. Ich erreichte ihn nach einer Stunde und machte mich nach einem halbstündigen Aufenthalt wieder auf den Weg. Der Henro ging heute sage und schreibe fast 10 km durch den Wald, auf soften Waldwegen! Natürlich müsste man das mit einem satten Aufstieg zum Matsuo-Tōge Pass bezahlen ... allerdings hatte man dort auch einen wunderbaren Ausblick zurück auf die Küste. Die restlichen Kilometer nach Mishō waren dann wieder Roadwalking. Nach 36 Km kam ich am Tempel 40 an, den ersten Tempel in der Provinz Ehime.  Ein sehr schöner Tempel, wie immer sehr gepflegt und mit einem kleinen Koi-Teich.

Aber am Besten war der Mönch, der mein Tempelbuch Kalligraphierte:

Mönch: "You speak Japanese?"

Ich: "No."

Mönch: "Which Country?"

Ich: "Germany, Deutschland."

Der Mönch deutet auf meinen sonnengebräunten Arm: "your skin is too dark, not German - it‘s Japanese!"

Ich: "But I am from Germany"

Der Mönch beugt sich mir entgegen und schaut mir tief in die Augen: "aaaahh German, blue eyes. You have wonderful blue eyes!"


Was haben wir gelacht. Und als ich schon wieder 30m draußen war aus dem Büro, kam er mir hinterher gelaufen und fragte „sleep outside?“ und ich sagte, dass ich in einem Minshuku (einer privaten Unterkunft) nächtige und er meinte „good - tomorrow rain“ und weg war er. Ich hätte sonst im Tempel nächtigen können - nice guy - aber schon ein bisschen scary^^!

So ging es noch einen Kilometer weiter zum Ortsrand, wo Kelly an einem Lawson das gratis WLAN nutzte. Just dort traf ich Mitsui wieder, einen jungen japanischen Pilger, den ich zuletzt vor3 Tagen gesehen hatte. Er freute sich auch mich wiederzusehen und sagte, er übernachte in einem Hotel. Kelly und und ich gingen dann zu unserem Minshuko um dort auf Mitsui zu treffen! Eine 72-jährige japanische Frau beherbergt hier bis zu 3 Pilger und bei einem gemeinsamen Abendessen wurde viel geratscht und gelacht. Kelly spricht ziemlich gut japanisch und Mitsui (34, Programmierer) etwas englisch. Kelly und ich hatten unser Essen im Lawson gekauft, Mitsui ließ sich in bester japanischer Manier von der netten Gastgeberin bekochen.

Morgen soll es ab Mittag wieder kräftig regnen - ich werde mir zum Frühstück erst mal einen Schirm kaufen!