Tag 21

Fettes Frühstück im Best Western zu uns genommen und um 9:00 Uhr ausgecheckt. Kalorienbenommen den Weg aus den Augen verloren und eine Meile Umweg gelaufen – shit happens. 
Heute ging es Richtung Wrightwood, wo Sharky sich morgen neue Flossen äh Schuhe kaufen will. Wir sind heute 13 Meilen gelaufen, zumeist bergauf – insgesamt 1.200 Höhenmeter. Morgen sind es dann nochmal 13 Meilen zum Trailhead, wo der PCT eine große Straße kreuzt, von dort wollen wir dann versuchen zurück nach Wrightwood zu „hitchen“. Wir könnten auch den "Acorn-Trail" nach Wrightwood laufen, aber das wäre ein extrem steiler Abstieg von 800 Höhenmetern … also besser weiter auf dem PCT und zurück per Anhalter. Wrightwood ist sehr klein, soll aber ausserordentlich hikerfreundlich sein – vielleicht kommen wir über Nacht bei einem Trailangel unter.

Gestern hab ich unterwegs Ozzy wieder getroffen – den kleinen Japaner, der mit uns bei Scout und Frodo war und einen Tag früher losgelaufen ist. Er und sein Kumpel Massa haben einige Tage in Idyllwild verbracht, um auf befreundete japanische Hiker zu warten. 

Ozzy hat jetzt einen Trailnamen: er lief nicht sehr aufmerksam den Weg entlang und beförderte beim Laufen mit seinem Fuß eine Klapperschlange vom Trail – und hat es nicht mal gemerkt. Erst als Massa von hinten „run, run – snake“ rief, hat er es kapiert – seitdem heißt er „snakekicker“ …. die spinnen, die Japaner ...

Tag 22

Aufbruch nach Wrightwood um 6:20 Uhr, 13 Meilen zu gehen – und es ging bergauf. Gestern und heute insgesamt fast 2.000 Höhenmeter auf 2.800 Meter über dem Meer. Da wurde die Luft schon wieder dünn. Vormittags hatte ich dann wieder ein ganz spezielles Erlebnis: irgendwie dachte ich sehr intensiv über Kartoffelchips nach, da mir Lisa, die Amerikanerin, die ich 2014 auf dem Jakobsweg kennengelernt habe, erzählt hat, dass Chips ideal für Hiker sind, da sie nix wiegen und viel Kalorien haben. Sie hat mir erzählt, dass sie sich mal 3 Tage lang quasi nur mit Kartoffelchips ernährt hat …. 

Dann lauf ich um ne Kurve, da kommt mir ein Hiker entgegen (Goaltech), der dieses Jahr ca. 400 Meilen von Nord nach Süd läuft auf dem PCT – und dass er Trailmagic an alle Nobos (Northbounds) verteilt, die er trifft. 

Er sagt, ich könne mir was aussuchen aus dem Beutel an seinem Rucksack: Candies, Cookies oder CHIPS!  Ohne scheiss – echt passiert!

OK gegen 13.15 Uhr hatte ich den Trailhead erreicht, wo der PCT eine Straße kreuzt. Nach 10 Minuten hielt ein Wagen des National Park Services und der Mitarbeiter nahm mich mit nach Wrightwood.

Er hieß "Spirit Wolf" – ein echter Apache, nice guy und sehr um die Natur bemüht – wir haben uns gut und lange unterhalten.

Dann den Hiker-Gratis-Hotdog an der Tanke abgeholt, im Supermarkt etwas zu essen und einen halben Liter Eis gekauft (Hägen Däz, 4,99$) und etwas ausgeruht.

Danach bin ich wieder zum Trail gehitcht und noch 6 Meilen gelaufen. Wrightwood ist zwar fantastisch hiker-freundlich und alle sind da sehr nett, aber es war erst 16.00 Uhr und ich wollte doch weiter. 

Sharky bleibt die Nacht im Motel – und evtl. kauft er sich morgen noch neue Schuhe – Woodpecker hat sich gemeldet, er ist einen Tag hinter uns. 90 Meilen nach Aqua Dulce – dort wollen wir uns spätestens alle wieder treffen …

Nachtrag: Ich denke mal, hier hab ich meinen geliebeten "Indiana Jones Hut" am Supermarkt liegen lassen.

Tag 23

Heute ging es auf den "Mount Baden Powell" – einem der höchsten Berge in der Gegend von Los Angeles (2.867 m). Es ging 3 Stunden nur bergauf – und oben ein Denkmal des Pfadfinderbegründers Baden Powell, nix zu trinken und massig Tagesausflügler – es ist Wochenende.Wenn man Glück hat kann man vom Gipfel aus L.A. sehen – aber heute war es unter einer Wolkenschicht verborgen. Oben am Gipfel hab ich „Batman“ einen Hiker aus Washington kennengelernt.

Nach einem langen Abstieg war der Trail für mehrere Meilen wegen einer „vom Aussterben bedrohten Froschart“ gesperrt, die Umleitung bedeutete u.a. einen 5 Meilen Roadwalk – was wegen den fehlenden Seitenstreifen nicht ungefährlich ist. 

Batman, Moses, ich und zwei weitere Hiker beschlossen diesen Roadwalk zu entgehen und wir hitchten 8 Meilen zum nächsten Campingplatz. Dort füllte ich meinen Trinkwasservorrat auf und machte mich wieder auf den Weg zum PCT. 

Nach 3 Meilen auf dem „Burkhart Trail“ war ich wieder zuhause auf dem PCT und lief weiter zum Cooper Canyon Camp (Meile 395), einen Zeltplatz für ca. 30 Zelte. Dort übernachtet ich heute mit 6-7 anderen Hikern und ca. 20 Pfadfindern (Boyscouts).

 

Tag 24

Dieses Wochenende war ja „Memorial Day Weekend“ und viele Amis nutzten das verlängerte WE um mit Sack und Pack campen zu gehen – und es waren so viele Japaner unterwegs, so Wandergruppen mit 5-8 Leuten – unglaublich. Vor jeder Kurve hatte ich Angst, ich hätte mich verlaufen und gleich steh ich vor Schloss Neuschwanstein!
Heute dann erst mal wieder an Höhe gewinnen, damit es danach runter gehen kann … nebenbei die 400 Meilen geknackt!

Nach 2 Stunden die Wasserstelle bei Camp Glenwood erreicht – und es war jemand in der Hütte. Ich hab ihm nach seinen Namen gefragt, und ob er arbeiten müsse – schließlich sei ja Sonntag. Es stellte sich heraus, dass dies sogar ein besonderer Sonntag für "Brad" war, sein Geburtstag. Er bot uns (Batman, Miho – eine Japanerin – und "Lighterbomb", einen anderen Hiker) gefiltertes Wasser an und wir nahmen in der Hütte Platz. Als er hörte ich sei aus Deutschland, griff er gleich in die Kühlbox und zauberte ein eiskaltes Bier für mich hervor – they know the Germans! Es entwickelte sich ein nettes Gespräch und dann schmiss Brad noch den Grill an und briet jedem 2 Hotdogs – what a man!

Nach einer Stunde ging es frisch gestärkt weiter und ich denke ohne dieses Frühstück hätte ich die kommenden 18 Meilen nicht geschafft. Ein auf und ab – und dann ein langer Abstieg zur Mill Creek Feuerwache, direkt am Trail. Dort gab es frisches Wasser – muss für die nächsten 18 Meilen reichen und am benachbarten Rastplatz lagern jetzt 15 müde Hiker ….