141 + 4

17:30 Uhr

Ich bin zuhause angekommen, aber bis ich wieder „daheim“ wird, das wird wohl noch eine ganze Weile dauern. Zuviel ist passiert in den letzten fast 5 Monaten … das muss sich erst mal setzen. Und ich mich auch.

Ich möchte mich an dieser Stelle besonders bei meinem Hikingpartner und Freund Shiloh bedanken. So einen Freund kann man sich nur wünschen. Von den 2650 Meilen sind wir bestimmt 2100 zusammen gelaufen, und im Nachhonein betrachtet waren alle Entscheidungen, die wir unterwegs gemeinsam getroffen haben, richtig. Wir waren stets einer Meinung über die Townstops, die Pausen unterwegs und die tägliche Laufleistung. Wir haben genau die richtige Balance zwischen Kommunikation und den eigenen Gedanken nachgehen getroffen, wir haben uns gegenseitig unterstützt und in und auf den Arm genommen – man kann sagen, wir haben zusammen gelacht und geweint.

Es war sehr emotional den Northern Terminus nach dieser langen Zeit zu erreichen – thanks for all Shiloh, see you somewhere!

Tag 141 + 3

Shiloh und ich verabschieden uns um kurz nach 4 Uhr morgens voneinander, er hat einen frühen Flüg zurück an die Ostküste, meiner geht erst um 16:00 Uhr.

Der moteleigene Shuttlebus bringt mich um 12:00 Uhr zum benachbarten Flughafen, ich ummantele meinen Rucksack mit 15m Frischhaltefolie (damit sich keine Gurte im Transportband verfangen) und checke ihn ein. Dann der Zoll-Check bei der Ausreise … Schlange stehen und warten.

Lucky me – habe zwei Sitze für mich und somit viel Beinfreiheit für den 9-stündigen Flug nach Frankfurt. Die Zeit vergeht dank Boardentertainment und Getränkeservice wie im Flug. Was stand auf dem Programm? „Ich bin dann mal Weg“ H. P. Kerkelings Komödie über den Camino!

In Frankfurt eine Stunde Aufenthalt vor dem Weiterflug nach München. Von dort aus mit S-Bahn und Zug ins Allgäu. Dann noch schnell vom Bahnhof nachhause laufen, sind ja nur 1,5 Kilometer …

Vielen Dank für’s mitlesen und mitfiebern – ich hoffe, ich konnte etwas von der „Urgewalt“ der Natur auf diesem Wahnsinnstrip rüberbringen … und habe nicht zu viel über Auf- und Abstiege, Höhenmeter und das Wetter gejammert.
Falls doch … egal – HYOH!

see you

Michael "Ireland" Civrny ... Thruhiker

Tag 141 + 2

Sightseeing in Seattle – und verarbeiten ist angesagt. Vorbereitungen für die Heimreise treffen und genießen, einfach mal die Füße baumeln zu lassen. 

Shiloh fliegt morgen in aller Früh zurück an die Ostküste – aber dieser Abschied wird nicht für immer sein … dieser nicht. Mein Flieger geht gegen 16:00 Uhr Ortszeit … und am Dienstag werde ich wieder in good old Germany aufschlagen.

Washington hat es mir nicht leicht gemacht es (sie) zu lieben – ich werde bestimmt zurückkommen, aber dann sicher nicht zu Fuß und mit Zelt!



Tag 141+1

Der Bus nach Vancouver sollte eigentlich um 2:00 Uhr an der Lodge starten … ich hab bis dahin trotz des gemütlichen Bettes keine Minute geschlafen. Um 2:45 Uhr kam der Greyhound endlich und fuhr uns schließlich nach Vancouver. Dort hieß es knapp eine Stunde warten und dann ging es mit dem nächsten Bus Richtung Seattle. An der US-Grenze mussten aber erst mal alle aussteigen und durch den Zoll … das dauerte auch wieder eine gute Stunde. Um 11:30 Uhr kamen Shilo und ich schließlich doch noch in Seattle an – eine tolle Stadt in einer tollen Gegend. Schon bei meinem ersten Aufenthalt hier 1986 hat mich die Gegend hier total an das Allgäu erinnert … Berge, Felder, Seen, Landwirtschaft … das hat was.

Wir standen dann beide ziemlich ratlos am Parkplatz des Tukwila International Boulevard Bahnhofs rum, weil unser Motel abseits aller Busse und Bahnen lag – als der Sheriff, der da gerade zufällig parkte, anbot uns dort dahin zu fahren.

Ich: "wow so cool - the first time I drive a police car"!
Sheriff: "Son, you not gonna drive ...."

Shiloh und ich nahmen also hinten auf dem Rücksitz mit den vergitterten Scheiben Platz. Haha, zweitbester Hitch nach dem Pferdetransporter mit Pferd würde ich sagen! Der Sheriff war mega nett und hilfsbereit – er öffnete uns dann schließlich am Motel sogar die hinteren Autotüren … von außen. Nachdem er meine verzweifelten Versuche sie von innen zu öffnen mit einem breiten Grinsen quittiert hatte ...

Da wir hier zwar nah am Flughafen aber sonst weitab vom Schuss sind, haben wir beschlossen bis Montag früh ein Auto zu mieten, um wenigstens etwas mobil zu sein … ohne gleich wieder 25 Meilen laufen zu müssen. 

Und auf gings zum "Walmart Supercenter" … da gibt’s nix, was es nicht gibt løl – Shilo brauchte neue Klamotten für die Reise zu seiner Mutter am Montag, der arme Kerl hat wohl etwas abgenommen.