Tag 96

Vom Paradise Lake ging es in Höhe zu einem paradiesischen Sonnenaufgang – ein prächtiges Farben- und Wolkenspiel vor einer grandiosen Gebirgskulisse. Danach gaben wir so richtig Gas und gelangten nach diversen abenteuerlicher Flussüberquerungen, aufgrund abgebrannter Brücken, bereits um 14:30 Uhr an die Straße nach Seiad Valley. Dort trafen wir erneut auf „Legend“, einen berüchtigten Trailangel den wir vorher schon mehrmals getroffen hatten, der uns mitnahm zum General Store. Das Café war bereits geschlossen, sonst war nicht viel los, also beschlossen Shiloh und ich nach einem kurzen Einkauf wieder zurück auf den Trail zu gehen. Die Dusche muss also noch 2-3 Tage warten. Who cares?

Ashland ist also unser nächstes Ziel – und deshalb gingen wir noch gute weitere Meilen Richtung Trailhead. Wenn alles klappt, überqueren wir übermorgen die Grenze zu Oregon und erreichen Ashland vor dem Wochenende – auf geht’s!

Tag 97

Kalifornien zeigt in seinen letzten Tagen nochmal, was es so draufhat – Flussüberquerungen, 12 Meilen Roadwalk und einen Anstieg über 5.500 ft. Schwamm drüber – jetzt sind es noch 4.7 Meilen nach Oregon, wir campen heute bei Meile 1685. Morgen knacken wir dann die 1.700 Meilen Marke und Freitag Vormittag sind wir dann hoffentlich in Ashland. Vielleicht hab ich dann mal wieder permanent Internet – Northern Californien entwickelte sich immer mehr zum „Verizon Country“ – Shiloh hatte sehr oft Empfang – ich mit AT&T kaum. 

Ansonsten war heute nicht viel geboten – viel Gebirge, viel Schweiß – meine Klamotten und ich können jetzt echt langsam eine Dusche vertragen ….

Mittags haben wir unseren ersten Southbound Thruhiker getroffen – „Machine“, einen jungen Kerl, der um den 20. Juli an der kanadischen Grenze gestartet ist!

Tag 98

Rechtzeitig zum Frühstück erreichten wir die Grenze von Kalifornien und Oregon, dort trafen wir auf den Southbounder „Wideload“ und die beiden Nobos „Butt-Tape“ und „Tourist“ aus Usbekistan und der Ukraine, die schon einige Jahre in den USA leben und gerade ihre Hochzeitsreise auf dem PCT verbringen!

3 Monate Kalifornien – Sunshine State – und ich hab gerade mal „Maurerbräune“ … und das mir, dem Beach Boy! Topografisch hat sich noch nicht viel geändert, bergig und waldig. Als wir in der Nähe einer Dirtroad kurz Pause machten, kamen "Legend" und "Raven" in der guten alten „Gypsy“ angebraust, sie stoppten kurz auf ihrem Weg hoch zum Mount Ashland und Shiloh und ich bekamen jeder eine Dose Root Beer – Trailmagic!

Auf der höchsten Stelle des Tages, Mount Ashland (7.200 ft.), gab es unverhoffte nochmal Trailmagic in Form von Sodagetränken und einem bequemen Klappstuhl. Den Stuhl liessen wir aber dann doch da ;-)

Wir zelten heute bei Meile 1710, auf einer netten Lichtung im Wald – heute Nacht soll es den größten Meteoritenschauer des Jahres geben – ich bin mal gespannt!

Tag 99

Ich hatte mir den Wecker auf 2:00 Uhr gestellt, um den Meteroritenschauer zu verfolgen und es hat sich gelohnt: in dem von mir einsehbaren Bereich des Sternenhimmels sah ich in knapp einer Stunde über 25 Meteoriten aufblitzen und verglühen. Rasend schnell zogen sie hell leuchtend in kurzen Bahnen durch den Nachthimmel. Gigantisch.
Am Morgen ging es dann knapp 5 Meilen zu "Callahans Lodge", einem Hotel/Restaurant an der Interstate 5, 11 Meilen vor Ashland. Kurz vor dem Ziel erreichte mich eine Text-Nachricht von Wes & Staci, die fragten wo wir seien – sie wären wieder auf dem Trail, ca. 2 Meilen nördlich von Callahans ….

Die beiden hatten eine Sektion übersprungen und hatten 2 Tage in Ashland verbracht. Nach einigen Textnachrichten kündigten die beiden an umzukehren und uns in der Lodge zu treffen – schließlich sei es schon eine Ewigkeit her, dass wir uns gesehen hätten! Gesagt, getan – eine knappe Stunde später saßen wir zusammen mit "Babba" bei einem leckeren Frühstück.

Wes und Staci schlossen sich uns an um noch zwei Tage in Ashland zu verbringen (evtl. ziehen sie nach dem PCT sogar hierher) – und als dann Legend und Raven auch noch in der Lodge auftauchten und uns allen einen Hitch nach Ashland anboten, war alles perfekt! 

Shilo und ich bezogen Quartier im Ashland Motel, kauften Lebensmittel ein und besorgten Versandkartons um am Samstag ein paar Versorgungspakete vorauszuschicken, da es in Oregon und Washington nicht soviele Möglichkeiten gibt, direkt am Trail einzukaufen. Oft gibt es da nur Tankstellen oder Campingplätze mit einer kleinen Auswahl an Lebensmitteln.

Abends trafen wir uns mit Wes und Staci in einem Lokal zum Dinner bei BBQ und Bier.

Mist – habe im Motel festgestellt, dass ich den letzten Tagen irgendwo meine tolle Regenjacke verloren habe … so langsam geht mir echt die Ausrüstung aus …. schwacher Trost: dafür wird der Rucksack leichter !