Tag 47

Früh gestartet um nach 10 Meilen an die Stahlbrücke über den Kern River zu kommen, Flusswasser sammeln, filtern, genießen. Der Weg dorthin war sagenhaft, zuerst durch ein Seitental des Gebirges – Felsen und Wald, dann wieder durch eine Gegend, in der es vor Jahren gebrannt hat – und schließlich auf eine freie Fläche mit Aussicht bis auf die Gipfel der Sierra.

Um ca. 11 Uhr kamen wir an der Brücke an, erfrischten uns und ruhten uns im Schatten ein Wenig aus. Der Rest des Tagespensums bestand aus einem ziemlichen Anstieg auf über 10.000 Feet, dabei hatten wir ganz schön mit der Höhenluft zu kämpfen … jeder von uns hat 18-20 kg auf dem Buckel – das geht auf die Pumpe.

Eigentlich wollen wir bis über den Gipfel hinaus zu Meile 725 gehen und dort campen, aber wir waren um 17.30 Uhr soo platt, dass wir kurz unterhalb des Gipfels unsere Zelte aufschlugen. Die Landschaft macht Lust auf mehr – und man stelle sich vor: Heute war der erste Tag meines Traildaseins, an dem ich Frühstück, Mittagessen und Abendessen zu mir genommen habe … mal sehen ob das anhält!

Tag 48

„Flach atmen und Klappe halten“ – so lautete heute die Devise (wie bei Nonna auf dem Sofa). Auf über 9.000 ft (3.000 Meter) ging es zunächst noch hoch bis zum Gipfel und dann wieder runter auf 8.000 ft. 
Es ist eine tolle Landschaft hier, felsige, bewaldete Berghänge an den man entlangläuft, flache Teilstücke mit Sequoia-Bäumen und irren Felspyramiden – schön, die eintönige Wüstenlandschaft hinter sich gelassen zu haben. 
Leider gibt es hier sehr viel tote und entwurzelte Bäume, wegen der langen Dürre. Und nunmehr geht es auch mit den Moskitos los …. massenhaft, wenn du dich mal kurz hinsetzt oder stehenbleibst fressen sie dich. Aber die sind so langsam – die erwischst du sogar, wenn du in Zeitlupe schlägst – anders als ihre italienischen Verwandten.

Natürlich war es heute trotzdem wieder heiß und wir versuchten so viel Weg wie möglich bereits am Vormittag hinter uns zu bringen. Kurz vor dem Gipfel auf über 10.000 ft. machten wir 2,5 Stunden Siesta und gingen danach die letzten 8 Meilen an.

Wir campen heute bei Meile 742, nahe einer Wasserstelle. 

Morgen früh trennen sich unsere Wege wieder einmal: Shilo geht direkt weiter in die High Sierras, er hat genug Proviant dabei für die nächsten 150 Meilen oder 10 Tage. Sharktank und ich verlassen den Trail Richtung Lone Pine (6.000 Einwohner) um Verpflegung und Material einzukaufen. Wäsche waschen und duschen ist wohl auch drin.

Ich werde Shilo vermissen, seine ruhige und besonnene Art und seinen Humor. Wir liegen bei so vielen Dingen auf der selben Wellenlänge – und ich bin mir sicher wir treffen uns wieder auf dem Trail!

Tag 49

Abschied von Shilo nach einem kurzen gemeinsamen Hike – dann bogen Sharky und ich ab um über einen Sidetrail nach Lone Pine zu kommen. Der Trail ging bergab nach Horseshoe Meadows und endete an einem Parkplatz des Trails und eines Campingplatzes.

Jetzt hieß es ein Auto aufzugabeln, welches die 21 Meilen Richtung Lone Pine fuhr … um 8:30 Uhr, an einem Donnerstag. Nach 20 Minuten hielt schließlich ein Truck mit Pferdeanhänger (wieder) an – und nahm uns im Anhänger mit … perfekt, diesmal ohne Pferde – aber mit Decken und Sätteln als Sitzgelegenheit (Danke Chuck)!

In Lone Pine quartierten wir uns im Dow Hotel ein – gut und günstig – kauften ein (nur ein Grocerystore, sehr teuer) und erledigten die Wäsche. 

Im Ort traf ich Alfred (Puma) aus LA wieder, den ich seit Big Bear Lake nicht mehr gesehen hatte! Außerdem traf ich noch Natalie (Double Puff), die nach einem Sturz kurz nach Kennedy Meadows den PCT leider vorzeitig verlassen wird ….

Morgen werden wir versuchen in der Früh einen Hitch zurück zum Trailhead zu bekommen, und den steilen Abstieg von gestern rückgängig zu machen und Shilo zum Mount Whitney zu folgen.

Ps: Ich liebe meinen neuen Deuter Rucksack – er ist zwar ein Kilo schwerer, aber größer und mit seinen vielen Taschen viel leichter zu packen.

Meine neuen Schuhe (das gleiche Modell wie zuvor) sind auch super bequem, alles richtig gemacht … bisher ?

Wahrscheinlich werde ich die nächsten 12 Tage kein Internet haben – also brav sein und warten


Tag 51

Heute konnten wir uns Zeit lassen, wir hatten nur 13 Meilen zu gehen um morgen früh Mount Whitney in Angriff nehmen zu können. Mount Whitney ist der höchste Berg der USA außerhalb Alaskas. Der PCT geht eigentlich dran vorbei, aber es zweigt der Whitney Trail ab, der nach 8 Meilen am Gipfel endet. Das gibt sich fast jeder PCT-Hiker. 

Wir sind also erst um 6:30 aufgestanden und eine knappe Stunde später los. Bis auf zwei steile Anstiege war der Trail gut zu bewältigen und vorallem gab es Wasser im Überfluss! Ich liebe die Sierras.

Heute standen unsere ersten Flussüberquerungen auf dem Programm – insgesamt waren es drei (dreimal der gleiche Fluss!). Die ersten beiden Male zogen wir unsere Schuhe und Socken aus und konnten an einer sandigen Stelle übersetzen – die Steine im Wasser sind zu rutschig. Bei der letzten Überquerung ging es in voller Montur durch die Strömung … aber die Socken und Schuhe konnten eine Wäsche vertragen …

Wir campen hier an der Crabtree Rangerstation und werden morgen nur mit leichtem Gepäck die 1300 Höhenmeter angehen. Gottseidank habe ich meinen leichten Daypack mit dabei, da kommen dann nur warme Klamotten rein und Wasser. Das Zelt und alles andere bleibt aufgebaut an der Rangerstation stehen. Der Aufstieg sollte so 4 Std. dauern.