Tag 31

Bis Mittag 15 Kilometer nach „Hiker Town“ geschwitzt – bei brutaler Hitze und exorbitantem Wasserverbrauch. "Hiker Town" ist ein Grundstück, auf dem der Besitzer vor Jahren angefangen hat, eine Art Mini-Westernstadt aufzubauen. Kleine Hütten wie Saloon, Hotel, Sheriff etc. in und vor denen man sich ausruhen kann. Leider wird das Ganze altersbedingt nicht mehr wirklich gepflegt, und auch die hohe Anzahl an Hikern, die hier mittlerweile durchkommenen, trägt nicht dazu bei, dass Hiker Town erblüht … Hier haben den ganzen Tag über an die 30 Hiker abgehangen, Telefone geladen und Wasser getankt.

Ein Bekannter des Besitzers hat uns Hiker dann in seinem klapprigen Van zur nächsten Tankstelle gefahren, bei der es auch einen kleinen Imbiss gibt und einen "Aufenthaltsraum" mit TV. In diesem Raum schliefen am Nachmittag an die 20 Hiker auf Stühlen, Tischen und dem Boden ... ich hab dort im Imbiss etwas gegesssen und getrunken und bin dann per Anhalter wieder zurück nach "Hiker Town". Über Nacht bleibt dort kaum jemand, das „Hotel“ hat nur einen Raum mit 4 Betten – und der nächste Abschnitt, das “Los Angeles Aquaduct“ lädt geradezu zum „nighthiking“ ein. Man folgt der meist unterirdischen Wasserversorgung fast 25 Meilen auf offener Fläche ….

Ich bin also um 18:15 Uhr los, um noch einige Meilen näher ans nächste Wasser zu kommen. Nach 9 Meilen war Cowboy-Camping mit Hiker Kollege "Fuckit" angesagt – im Schlafsack unter dem Sternenzelt – grandios. Shiloh, Mixtape, Blackout, Amnesia und einige andere, die auch von Hiker Town aus aufgebrochen sind, sind noch weiter gelaufen.

Tag 30

CAsa de LunaDas tat gut: nach den ganzen Früh- und Späteinsätzender letzten Tage bin ich gestern um 20:00 Uhr hundemüde ins Zelt gefallen und hab fast 12 Stunden geschlafen, unterbrochen nur vom einmaligen nächtlichen Luftmatratzen aufblasen. Zum Frühstück gab’s dann Pancakes, Marmelade und Kaffee für alle. 

So ein cooler Spot – „Casa de Luna“ … Sofas unter Bäumen, bemalte Steine, Kunst & Krempel – ein richtiges Hippie-Überbleibsel. Terry Anderson und ihr Mann sind so tolle Leute. Dann noch das Zelt abbauen und chillen, bis Tim uns (fuckit, not you und mich) zum "Rock Inn Saloon" gefahren hat.

Hier nochmal was essen und trinken – dann kann es weiter gehen … immer Richtung Norden.

Highlight sind die täglichen Hiker-Gruppenphotos: Alle stellen sich vor dem großen Bettlaken (das als Gästebuch dient) auf und schauen zu Terry Anderson, die sich dann plötzlich umdreht und ihren "Allerwertesten" zeigt, der mit einem Smiley bemalt ist ... Brüller!

Tag 29

Nachdem uns Mr. Souffley wieder an den Trail gefahren hat, sind Shiloh und ich am Abend noch 7 Meilen gelaufen, bis 22:30 Uhr. Um der Hitze zu entgehen, sind wir heute früh gleich um 4 Uhr wieder los. Wir wollten den Großteil der 16 Meilen bis 10:00 Uhr laufen, dann Siesta halten und den Rest gegen Abend gehen. Allerdings war es schon um 8:00 Uhr so heiß, dass wir uns entschlossen haben, doch gleich bis zu den Trailangels in der „Casa de Luna“ durchzulaufen. 7-8 Stunden Siesta bei dieser Hitze? Dann lieber noch 2 Stunden mehr in der Hitze laufen. 
Die Andersons, die Besitzer der Casa de Luna, sind mit die bekanntesten Trainangels auf dem PCT. An die 40 Hiker erwarteten uns dort schon, die Hälfte davon ist aber in den Abendstunden wieder aufgebrochen.

Morgen steht wieder eine „Fireclosure“ an – das bedeutet 14 Meilen auf der Straße laufen, bevor es wieder auf den PCT geht. Ein Nachbar der Andersons (ein geborener Schweizer) hat uns aber angeboten uns am Nachmittag die Hälfte zu fahren, bis zum „Bar and Grill – Rock Inn“.

Tag 28

Gesagt getan – um 4:00 Uhr losgelaufen – 3 Männer mit "Hirabira". Eswar trotz der Dunkelheit super angenehm zu laufen und nach 4,5 Stunden und 10 Meilen waren wir am Ziel. Aqua Dulce „Sweetwater Cafe“ – Frühstück. Nach dem Frühstück sind wir per "Hiker Shuttle" nach "Hiker Heaven" gefahren, dem Anwesen der Familie Souffley, die seit Jahren Hiker bei sich aufnehmen und sich um sie kümmern. Man kann dort duschen, Kleidung waschen - man erhält dort sogar Leihkleidung, damit man alles waschen kann - und man kann campen. Viele der Hiker nutzen den Hiker Heaven um dort einen oder zwei "zeros" einzulegen.

Ein- bis zweimal am Tag fährt jemand von dort die Hiker sogar zum etwa 1,5 Std. entfernten REI Outdoorladen, damit sie sich neue Ausrüstung kaufen können, falls nötig. Ich wollte mir eigentlich bei REI einen neuen Rucksack kaufen, da ich mit meinem zwar leichten, aber unbequemen und unkomfortablen Exped (er hat einfach nur ein Fach) nicht so ganz zufrieden war.

Leider entfiel an diesem Tag die zweite REI-Tour, und so beschlossen Shilo und ich keinen "zero" einzulegen und noch am Abend zurück auf den PCT zu gehen. Sharky möchte morgen zu REI und sich neue Klamotten kaufen, also trennen sich unsere Wege hier wieder einmal ....

 

* Nachtrag: "Hiker Heaven" kannte ich aus der 2014er ARD Dokumentation. Ich hatte mir vorgenommen, auf jeden Fall bis hierher zu kommen - um diese Oase selbst zu erleben. An dem Tag als wir ankamen, waren bestimmt an die 70 Hiker dort, so viele Leute um einen herum war man zu diesem Zeitpunkt auf dem Trail schon gar nicht mehr gewöhnt!